Himmlischer Zuspruch
Man kann über das Projekt der Martin Luther-Gemeinde nur begeistert sein. Es ist eine beglückende Möglichkeit, den Zehn Geboten wirklich zu begegnen, nicht bloß ihrer peinlichen Trivialisierung. Ihr tiefer Sinn wird zur Diskussion gestellt, dann, wenn die Zehn Gebote befragt werden, ob sie „noch vermittelbar“ seien in ihren „zu drastischen“ und vermeintlich „verstörenden“ und „wenig verbindlichen“ Aussagen.
Die Zehn Gebote sind göttliche Hilfe zur Lebensgestaltung. Sie sollen daran hindern, unmenschlich gegenüber uns selbst und anderen zu sein – uns selbstherrlich zu Herrinnen und Herren der Welt aufzuschwingen, und damit die Trennung von Gott zu besiegeln. Die Zehn Gebote stellen keinen moralischen Anspruch dar, der überfordert oder langweilt, weil er überwiegend übliche Denk- und Argumentationsmuster der Weltverbesserung widerspiegelt.
Sie sind der Spiegel, in dem wir die erschütternde und hoffnungsvolle Wahrheit unserer Existenz erkennen. Sie sind ein himmlischer Zuspruch, wie Leben im Licht Gottes bei allem Scheitern gelingen kann. Eine Kirche wie die in Vöhringen gewinnt an Leuchtkraft, weil die zehn Stelen ernst machen mit dem Glauben – einem, der zum Leben und beim Sterben hilft.