Zehn Gebotsstelen vor der Martin-Luther-Kirche in Vöhringen/Iller

Zehn Gebotsstelen vor der Martin-Luther-Kirche in Vöhringen (Foto: Thomas Kempf)

Vor der Martin-Luther-Kirche sind zehn Stelen mit je einem Gebotstext entlang des Zugangs zum Eingangsportal aufgestellt. Nach einem Entwurf des Landschaftsarchitekten Manfred Rauh (Schmid-Rauh, Neu-Ulm) ist jede Stele zwei Meter hoch. Sie besteht aus zwei Hälften mit einer Breite von jeweils 30 Zentimetern. Die rechte Hälfte aus Maggia-Gneis enthält den eingehauenen Wortlaut des jeweiligen Gebots. Die linke Hälfte aus Edelstahlblech ist mit Luthers Gebotserklärungen laserbeschriftet. Diese entstammen dessen Kleinen Katechismus und sind durch Auslassungen auf prägnante Grundworte reduziert. Da man selbst zu den jeweiligen Geboten zu stehen hat, lassen sich mit den Gebotsstelen anderen gegenüber keine moralischen Vorhaltungen machen.

Erste Gebotsstele (Foto: Thomas Kempf)

Beide Stelenhälften sind in einem Winkel von 120 Grad zueinander angestellt, was einer aufgeschlagenen Doppelseite eines Buches bzw. dem bibli­schen Bild der beiden Gebotstafeln entspricht. Was besondere Beachtung verdient, ist ein fingerbreiter Spalt, der sich jeweils zwischen beiden Stelenhälften auftut. In ihm wird der Zwiespalt zwischen dem göttlichen Anspruch des Gesetzes und dem menschlichen Unvermögen seiner Entsprechung sichtbar, woraus sich zwei Leseperspektiven ergeben: So liest man beim Gang zur Kirche auf dem Maggia-Gneis die Gebotstexte als Spiegel für das „was dir fehlt und was du suchen sollst“ (Luther) im Hinblick auf die Gegenwart Christi im Gottesdienst. Schließlich hat dieser mit seiner Lebenshingabe am Kreuz den tödlichen Zwiespalt überwunden. Vom Zuspruch der Versöhnung in Christus her zeigen sich beim Verlassen der Kirche auf der Edelstahlseite Luthers bestärkende Weisungen. Diese halten einen im Alltag zum rechten Handeln und Verhalten auf eine Nächsten-Gerechtigkeit hin an.

Schriftgestalterisch dürfte das Projekt „Zehn Gebote entfaltet“ wohl deutschlandweit einmalig sein: Was im Druckmedium Papier „vorgeschrieben“ ist – die Zehn Gebote aus der Luther-Bibel und Luthers Erklärungen aus dessen Kleinen Katechismus – galt es auf die beiden Medien Edelstahl und Felsstein zu übertragen. Zwei verschiedene Texte auf zwei verschiedenen Materialen mit zwei verschiedenen Formen der Beschriftung erfordern eine besondere Schriftgestaltung. So hat Matthias Bumiller (finken & bumiller, Stuttgart) als ausgewiesener Buchgestalter (Gotteslob und Die Bibel. Einheitsübersetzung) die passenden Schriften für beide Seiten der Stelen vorgestellt und diese zeilenentsprechend zusammengeführt.

Laserbeschriftung der Grundworte zum Zweiten Gebot (Foto: Thomas Kempf)

Dass Luthers Grundworte schriftbeständig auf den Stelen aufgebracht sind, verdankt sich Armin Gutjahr (Illertissen), der zusammen mit Christian Dürr (Ingstetten/Roggenburg) die Laserbeschriftung auf der Edelstahlseite vorgenommen hat. Harald Stölzle (Natursteinwerk Stölzle, Altenstadt/Iller) ist es zu verdanken, dass die Zehn Gebote mit Hilfe von Christiane Hellmich (Mittelneufnach) Buchstabe für Buchstabe in Stein eingehauen worden sind.

Einhauen des Neunten Gebots (Foto Thomas Kempf)

Auf Anregung von Harald Stölzle wurden für die Beschriftung keine polierten Steinplatten vorgesehen. Stattdessen nimmt ein aufgespaltener Gneis aus dem Maggia-Tal im Tessin mit einer unebenen Oberfläche die Gebotstexte auf.

Die Blutbuche im Gegenüber zu den Gebotsstelen (Foto: Thomas Kempf)

Mit Blick auf die imposante Blutbuche vor der Martin-Luther-Kirche wollen die zehn Gebotsstelen „buchstäblich“ vor Augen führen, was sowohl für den christlichen Lebensweg wie auch für das Zusammenleben vor Ort bzw. in der Gesellschaft verheißungsvoll ist, entsprechend den Worten aus Psalm 1: „Wohl dem, der seine Lust hat an der Weisung des HERRN und sinnt über seiner Weisung Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum, an Wasserbächen gepflanzt: Er bringt seine Frucht zu seiner Zeit, und seine Blätter welken nicht. Alles, was er tut, gerät ihm wohl.

Die Evangelischen Kirchengemeinde Vöhringen nimmt gerne Spenden auf ihr Konto (IBAN DE40 7305 0000 0190 1802 24) unter dem Vermerk „Gebotsstelen“ entgegen und stellt Zuwendungsbestätigungen aus.

Eine ausführliche Projektbeschreibung finden Sie hier:

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